Ärmel hoch und durch

Eines war klar – nach der unglücklichen Niederlage gegen Brackel musste der Mannschaftskampf in Boenen unbedingt gewonnen werden, wollte man nicht den Kontakt zur Spitze verlieren. Und dann lag unser Achter ruckzuck 0:2 hinten…

Unsere Mittelfeld-Achse…

…mit der Lizenz zum Punkten

…0:2 hinten und die anderen Bretter konnten auch nicht so richtig Freude verbreiten – keine schönen Aussichten. Doch dieser unerwartete Rückstand wirkte wie ein Weckruf. Man spürte förmlich die Bereitschaft der restlichen Akteure, die Spielstätte mit 2 Punkten verlassen zu wollen. Und nachdem dem Team aus Boenen die ersten zwei Stunden des Mannschaftskampfes gehörten, krempelten unsere Jungs von nun an die Ärmel hoch.

 
 

Die Einzelergebnisse
Br.SV BoenenDWZ-Springer SüdDWZ2.0 : 6.0
1Schlottmann, Fabian2177-Beckmann, Klaus21671 : 0
2Lenz, Guntram1920-Herud, Martin20320 : 1
3Fuest, Torsten1865-Callenberg, Ralf2008 0 : 1
4Merz, Martin1978-Mecklenburg, Roland1997 0 : 1
5Schötz, Hans-Joachim1832-Höfker, Mathias2050 0 : 1
6Schütz, Ralf1831-Parado, Dominador1909 0 : 1
7Budde, Uwe1789-Becker, Christian1802 0 : 1
8Volling, Andreas1812-Weiss, Alexander----1 : 0

Natürlich spielte bei der Aufholjagd auch der teilweise doch deutliche DWZ-Unterschied an den einzelnen Brettern eine Rolle, oder anders gesagt: es gestaltete die Aufholjagd leichter. Dass es noch zu einem deutlichen 6:2 Sieg kam, ist auch dem Gegner zu verdanken, der seine eigenen, durchaus vorhandenen Chancen einfach nicht nutzte.

Der Reihe nach

Was ein scheinbar unscheinbarer Bauerntausch auf d5 alles anrichten kann, musste Alexander Weiss schmerzhaft erfahren. Er übersah einen Zwischenzug, der ein empfindliches Loch in seine Stellung riss. Trotz hartnäckiger Gegenwehr gab es kein Entkommen mehr.
Neuer Spielstand 0.0 : 1.0

Unser Spitzenbrett Klaus Beckmann setzte von Beginn an alles auf Königsangriff. Ein gewagtes Unternehmen, blieb doch dabei die Entwicklung des Königsflügels auf der Strecke. Und so kam es, wie es kommen musste. Nachdem der Gegner geschickt den Angriff abwehren konnte, fiel er über den unrochierten König von Klaus her, der wenige Züge später aufgeben musste.
Neuer Spielstand 0.0 : 2.0

Er ist und bleibt ein Phänomen. Unser Vollstrecker Dominador Parado war wieder voll in seinem Element. Es sieht so leicht und logisch aus, wie er seine Geschwader in Richtung feindlichen König lenkt. Dort angekommen werden Linien geöffnet, die entscheidenden Felder besetzt und nach dem schon fast obligatorischem Figurenopfer ist der von allen Variantenberechnungen ermüdete Gegner bereit für den entscheidenden Fehler.
Neuer Spielstand 1.0 : 2.0

Nachdem Roland Mecklenburg den Druck auf seinen unrochierten König abschütteln konnte, arbeitete er daran, seine hässliche Bauernstellung durch Initiative auszugleichen. Was am Damenflügel begann, endete mit einem Angriff am Königsflügel, der in der Zeitnotphase eine Figur gewann.
Neuer Spielstand 2.0 : 2.0

An Brett zwei kam Martin Herud in arge Bedrängnis. Völlig losgelöst von allen Eröffnungsprinzipien gab er seinem Gegner die Chance zu einer Kurzpartie. Scheinbar traute der Boener dem Braten nicht, und Martins hartnäckige Gegenwehr tat sein Übriges. So kippte die Partie noch völlig unerwartet, weil Martin klammheimlich unabwendbare Drohungen am Damenflügel aufbaute. Damit bekam er neben dem “blauen Auge” – mit dem er sicherlich leben kann – auch noch den vollen Punkt.
Neuer Spielstand 3.0 : 2.0

Wie immer liess Christian Becker es ruhig angehen. Stundenlang belauerten sich beide Spieler, bis sie in einem Springer/Läufer Endspiel landeten. Von da an ging die Post aber richtig ab. Zuerst opferte Christian seine letzte Figur für zwei verbundene Freibauern, dann verschoss er einen Elfmeter, die Partie schien verloren, doch der Gegner revanchierte sich prompt mit einem Durchbruch, der keiner war und ihm seine letzten Bauern kostete.
Neuer Spielstand 4.0 : 2.0

Wer unseren Topscorer kennt, weiss, dass Mathias Höfker erst nach der Eröffnung so richtig aufblüht, was er auch diesmal wieder eindrucksvoll nachwies. Trotz Minusbauer bekam er die Partie immer besser in den Griff. Und beim Übergang ins Turmendspiel konnte Mathias gewinnbringend die 7.Reihe mit dem Turm besetzen. Aus dem Minusbauer wurde schnell ein Mehrbauer, der Gegner vor immer mehr Probleme gestellt, die gegen 20 Uhr ihr Ende fanden.
Neuer Spielstand 5.0 : 2.0

Bleibt noch die Partie von Ralf Callenberg. Nach einer nicht zufriedenstellenden Anfangsphase (fast Originalton) suchte er die Flucht nach vorne, öffnete die Königsstellung, und nach einem rasanten Mittelspiel mit vielen taktischen Finessen, landete Ralf in einem vorteilhaften Endspiel mit einer Qualle mehr für einen Bauern. Allerdings war der folgende technische Teil schon eine Herausforderung, die aber von Ralf mit Bravour bewältigt wurde.
Endstand 6.0 : 2.0

Das letzte Gefecht

Callenberg – Fuest

Die Kirchturmuhr hatte schon lange achtmal geschlagen, alle Tatort-Fans schauten in die Röhre – und Ralf spielte immer noch. Eigentlich kaum noch der Rede wert; dauerte der Kampf gegen Waltrop ähnlich lange und das Duell gegen Brackel gar bis kurz vor 21 Uhr. Erwähnenswert ist aber, dass Ralf eigentlich gar nicht am Brett sitzen sollte. Vielmehr unterbrach er sein schon vor der Saison geplantes verlängertes Wochenende, weil unsere Personaldecke am Spieltag völlig ausgedünnt war. Mehr muss man dazu nicht schreiben. Aber man muss auch Alexander Weiss an dieser Stelle erwähnen. Bis Freitag wusste er noch nichts von seinem “Glück”, sagte trotzdem spontan zu, obwohl er wusste, was ihn erwartet.

Die Gratwanderung
Becker – Budde

Wie hart in Boenen gekämpft wurde, wie nah sich Sieg und Niederlage begegneten, zeigt stellvertretend für manch anderen Fehltritt die Partie von Christian. Ohne Rücksicht auf Verluste spielte er hier 41. Kc5 Sd7+ 42.Kxc6 Sxb8 43.Kb7 Sd7 44.Kxa6 und stand nach 44…g5

praktisch auf Gewinn. Anstatt mit 45.Kb7 den Sack zuzumachen, ging es nun drunter und drüber. 45.Kb5 Kd6 46.a5 Kc7 47.a6 h5 48.f3 d4?? 49.exd4 g4?? 50.fxg4 h4 51.gxh4 f4

Darauf hatte Schwarz gesetzt. Der f-Bauer sollte die Schlacht entscheiden. Doch nach 52.Kc4 gab er mit den Worten:”Oje – das reicht ja gar nicht!” die Partie auf.

3 Comments

  1. Torsten

    Gratulation an die Mannschaft !
    Eine geschlossene Mannschaftsleistung und eine schöne Basis für das “Topspiel” gegen Witten-Annen.

    Torsten

  2. Gratulation an die Mannschaft auch von mir !
    War live vor Ort, und habe selten so einen
    interessanten und kampfbetonten Mannschaftskampf gesehen wie letzten Sonntag. Es hat richtig Spaß gemacht dem Team zuzuschauen, nur weiter so !!!

  3. Ralf

    Für so einen Mannschaftskampf nimmt man gerne schon mal ein paar Stunden Zugfahrt in Kauf. Auch an solchen Kleinigkeiten, dass Mitspieler sich um fahrbare Untersätze kümmern, Ersatzspieler für den Kampf rekrutieren oder Mitspieler aufsammeln, zeigt sich, dass sich da nicht einfach nur 8 Spieler zum Schach treffen, sondern eine Mannschaft bilden. So kann man dann eben auch aus schlechten Stellungen heraus einen an sich durchaus starken Gegner noch niederringen.

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